Geburtsvorbereitung

Ich habe letztens mit einer Freundin (mit Kinderwunsch) über die Geburtsplanung gesprochen und dabei ist mir noch in den Sinn gekommen, dass ich in meinen Schwangerschaftsbüchern zwar sehr viele nützliche Informationen gefunden habe, aber manches eben nicht. Ich hatte das große Glück zwei Monate vor der Geburt mit einer Bekannten zu sprechen, die äußerst belesen auf dem Gebiet ist und die mir unheimlich viele wertvolle Tipps und Informationen gegeben hat, die ich sonst nirgendwo finden konnte. Und da dachte ich, ich schreibe mal etwas zur Geburtsvorbereitung.

1. Eine Hebamme suchen
Was viele nicht wissen: eine Hebamme kann bereits vor der Geburt absolut nützlich sein. Zum einen kann man sie mit allgemeinen Fragen löchern, z.B. was man noch für das Baby braucht oder was man unbedingt mit in die Klinik nehmen sollte. Oft haben sie auch tolle Tipps wo ihr Sachen günstig bekommt, unsere kannte z.B. eine Hobbyschäferin, über die man ein Lammfell bekommen konnte. Der Erfahrungsschatz der Hebammen ist dabei wirklich Gold wert. Außerdem können sie einem bei ganz konkreten Problemen helfen wie z.B. bei Ischiasschmerzen oder auch wenn man Akkupunktur unter der Geburt haben möchte.
Einige Kliniken arbeiten mit Beleghebammen, also Hebammen, die freiberuflich arbeiten und die Schwangere auch in der Klinik betreuen. Hier in der Umgebung wird das aber nicht praktiziert, es lohnt sich also rechtzeitig nach einer entsprechenden Klinik und einer Hebamme zu suchen. Gerade wenn die Hebamme einen auch bei der Geburt begleiten soll, macht es natürlich auch Sinn sie vorher richtig kennenzulernen. Aber auch für den Fall, dass sie 'nur' die Nachsorge im Wochenbett übernimmt, ist es natürlich schöner, sie vorher kennengelernt zu haben.
Wer eine natürliche Geburt möchte, die Klinik als sehr künstlich/unangenehm empfindet, aber trotzdem vor einer Hausgeburt oder einer Geburt im Geburtshaus zurückschreckt, dem empfehle ich wärmstens seine Hebamme nach einer Wehenbegleitung zu fragen! In der Theorie weiß man ja, wann man in die Klinik fahren soll, aber gerade beim ersten Kind ist soviel Unsicherheit dabei, dass es toll ist eine erfahrene Person dabei zu haben, die einem bei den Wehen zu Hause eine gewisse Sicherheit gibt und die natürlich auch ganz genau weiß, wann man sich dann auf den Weg ins Krankenhaus machen sollte.

2. Einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen
Ja, auch bei einer geplanten Sectio macht es Sinn einen solchen Kurs zu besuchen. Zum einen lernt man nicht nur etwas über die Geburt, sondern auch um das ganze Drumherum wie z.B. das Stillen und das Wochenbett. Dazu kommt, dass man zumindest in der Theorie weiß, wie man mit Wehen umgehen soll. Die Atemtechniken helfen einem schließlich auch beim Veratmen der Nachwehen.
Es werden ganz verschiedene Arten von Geburtsvorbereitungskursen angeboten. Es gibt Frauen, die lieber einen Kurs allein besuchen (mit ein oder zwei Partnerabenden) oder auch Paarkurse, die gemeinsam besucht werden. Das kommt natürlich auf den Paartyp an, es gibt Männer, die ertragen die Geburt nicht bzw. möchten keinen aktiven Part übernehmen - wir sind alle verschieden. Ich habe meinen ganz offen gefragt, ob er mitkommen möchte oder nicht und sein 'Nein' wäre absolut in Ordnung gewesen. Aber ich hatte das große Glück, dass er das als unsere gemeinsame Aufgabe sah und er war mir zu jeder Zeit eine wertvolle Stütze, die mir die Entspannung gab, die ich gebraucht habe.

3. Die Kliniktasche packen
Hierzu kursieren allerlei Listen im Internet, die man sich ansehen kann und dann abwägen kann, was man denn brauchen könnte. Ich hatte wirklich zuviel eingepackt, da ich weder meine Wäsche noch meine Zeitschriften nutzte. Auch hatte ich brav große Binden gekauft, weil ich überall las, dass die vom Krankenhaus unzumutbar wären, aber ehrlich gesagt fand ich die Netzhöschen und die Megabinden viel zu nützlich, als sie nicht zu benutzen... Habe sie sogar zu Hause noch ein paar Tage getragen. Im Endeffekt kennt man sich selbst am Besten und kann genau überlegen, was für einen persönlich am sinnvollsten ist.
Ich persönlich kann jedem nur raten noch ein Stillbuch einzupacken, falls es mit dem Stillen oder dem Milcheinschuss nicht so klappt, wie geplant.
Und die eigene Erstlingsbekleidung sollte auch nicht vergessen werden, aber die meisten Frauen packen die ja sowieso als erstes in die Tasche. ;)

4. Sectio-Vorbereitung
Wer weiß, dass er einen Kaiserschnitt bekommt, kann auch hier etwas vorsorgen. Ich habe z.B. ab zwei Wochen vor Termin jeden Tag eine Portion geschrotete Leinsamen verspeist (im Jogurt), weil sie die Darmaktivität positiv beeinflussen. Zum einen ist der Darm durch die Schwangerschaft ja ohnehin sehr träge, zum anderen kommt durch die OP Luft in den Bauch, was ziemlich schmerzhaft sein kann und sich dadurch viel besser regulieren lässt.
Dann macht es Sinn sich Unterwäsche ohne Gummizug/Naht zu kaufen, sowie weiche Hosen einzupacken, deren Bündchen oberhalb der Naht sitzt, alles andere drückt auf die frische Wunde und kann durchaus weh tun.

5. Allgemeine Vorbereitungen
Natürlich sollte das Kinderzimmer soweit vorbereitet sein, dass man Wickeln kann und ein Schlafplatz sollte vorhanden sein. Außerdem braucht man (je nach Weg) einen Autositz für Neugeborene, um das Baby sicher transportieren zu können.
Dann macht es Sinn sich eine ganze Menge Essen einzufrieren, die Flyer von Lieferdiensten parat zu haben und Besuch zu bitten, etwas Essen mitzubringen, so dass man weder kochen noch einzukaufen braucht.
Zum Thema Besuch sieht das jeder unterschiedlich... ich habe von Anfang an klar gestellt, dass ich in der Klinik und die ersten Tage zu Hause keinen Besuch möchte. Ich wusste nicht, wie ich die OP verkrafte und wollte auch nicht meine Stillversuche vor dutzenden von Besuchern machen. Am zweiten Tag haben wir dann doch meine Eltern eingeladen, weil ich mich fit genug gefühlt habe. Jedenfalls kann so keiner böse sein, wenn man sie wegschickt und wenn man sich doch fit genug fühlt, sind die Leute umso erfreuter. Ein paar Menschen waren trotzdem eingeschnappt, aber damit konnte ich ganz gut leben.

6. Über die Klinik informieren
Ich gehe davon aus, dass man sich früher oder später für eine bestimmte Form von Klinik entschieden hat - ob Geburtshaus, hebammengeleiteter Kreissaal, anthroposophische Klinik, Klinik mit Neonatologie oder ganz normales Krankenhaus - aber auch dann kann man sich noch ein paar Gedanken machen und diese im besten Fall miteinander absprechen, so dass auch der Partner weiß, was gewünscht ist:
Parksituation klären (oft gibt es auch 'Notfallparkplätze' auf denen man stehen kann, bis die Aufnahme geklärt ist oder auch hilfsbereite Pfleger fahren das Auto weg)
Fotografien abklären - im Hormonrausch der Geburt neigt man dazu, das super-mega Pack der Klinikfotografen für hunderte von Euro zu wählen, obwohl man vermutlich genauso happy über ein Bild mit der eigenen Kamera ist, außerdem sollte man sich Gedanken machen, ob man das eigene Kind mit Foto und Namen in die Babygalerie des Krankenhauses veröffentlichen lassen will


7. Konkrete Geburtsvorbeitung
Eine Geburt ist natürlich nicht vorhersehbar, aber es gibt Dinge, die man im Vorfeld klären kann. Hier ist es ganz wichtig, alles mit dem Partner zu besprechen (unter der Geburt ist es enorm wichtig, dass einer einen 'kühlen' Kopf behält und sich auch gegenüber der Ärzte zu 'wehren' weiß...) und lieber alles auf einem Zettel notieren und in den Mutterpass legen, dann sehen Ärzte die eigene Meinung auf den ersten Blick und der Partner kann zur Not nochmal nachschauen... ;)
• Klären ob der Partner im Notfall beim Kind bleibt (oder bei der Frau) und sich dann so schnell wie möglich wieder bei der Frau melden, so hat sie Gewissheit, dass jemand beim Kind ist und sie so schnell wie es geht über den Zustand des Kindes informiert wird
• Selbiges bietet sich auch bei einer Sectio an, zumal der Partner dann auch klären kann, was dem Kind verabreicht wird und was nicht...
• Klären ob gewisse Eingriffe ungewünscht sind wie z.B. der Kristeller Handgriff

8. Etwas zur U1...
Bei der U1, der Untersuchung des Kindes direkt nach der Geburt, werden dem Kind einige Mittel verabreicht und falls man das nicht wünscht, sollte man das vorher mit dem Partner besprechen und am Besten zusätzlich noch im Mutterpass notieren. Nichts was die Ärzte den Kindern geben ist schlimm, aber manches eben unnötig...
Augentropfen: Im Vorfeld (Vorgespräch zwecks Sectio) wurden wir von der Oberärztin belächelt, weil ich das an gesprochen habe und sie meinte zu mir, dass das heute gar nicht mehr gemacht wird... - Bei der U1 war mein Mann anwesend und hätte er nicht darauf geachtet, weil wir das besprochen haben, hätte die Kinderärztin der Little Miss welche gegeben, soviel dazu. Die Tropfen sollen eine Bindehautentzündung vorbeugen, die manche Kinder durch Bakterien während dem Geburtsvorgang bekommen, allerdings enthalten sie Silbernitrat und brennen fürchterlich. Meiner Meinung nach sind sie überflüssig - falls es zu einer Bindehautentzündung kommt, ist das natürlich nicht schön, aber kann dann immer noch behandelt werden.
Vitamin K: Wird prophylaktisch allen Neugeborenen verabreicht, da es der Blutgerinnung dient und so innere Blutungen verhindern soll. Im Normalfall enthält das Kolostrum (Vormilch) genug Vitamin K um einem Mangel entgegenzuwirken. Die Ärzte sind jedoch dazu übergegangen jedem Säugling bei der U1-U3 eine Art 1000-fache Überdosierung zu verabreichen, die unter (seltenen) Umständen zu Lebertumoren führen kann. Künstliches Vitamin K könnte eigentlich auf Früh- und Risikogeburten begrenzt werden. Wir haben uns dazu entschieden Vitamin K nur oral (statt intravenös, machen manche Kliniken noch, pfui) geben zu lassen, da hier das überschüssige Vitamin etwas leichter abgebaut werden kann. Wer mehr dazu lesen möchte, kann das u.a. hier tun. 
Vitamin D: Wird nach der Geburt meist intravenös gegeben und danach in Form von Tabletten im ersten Lebensjahr als Prophylaxe v.a. gegen Rachitis weitergeführt. Gerade die hohe, intravenöse Gabe kann zu frühzeitigen Gefäßverkalkungen und Störungen der Leber-, Nieren- oder Schilddrüsenfunktion führen. Da die Little Miss im Hochsommer auf die Welt kam, haben wir uns dazu entschieden auf die Verabreichung zu verzichten. Wichtig ist hier, dass die Muttermilch nicht viel Vitamin D enthält, man also darauf achten sollte, dass sowohl Mutter und Kind regelmäßig (am besten täglich) im Sonnenlicht sind, sowie eine ausreichende Ernährung der stillenden Mutter gewährleistet ist. Mehr dazu u.a. hier.

9. Ambulante Geburten bzw. frühzeitige Entlassungen
Wer mit dem Gedanken spielt direkt nach der Geburt oder zeitnah nach Hause zu gehen, sollte wissen, dass manche Kliniken etwas 'rummeckern', wenn die Nachsorge von Mutter und Kind nicht geklärt ist. Daher rechtzeitig eine Hebamme organisieren, welche die Wochenbettbetreuung übernimmt und am Besten im Vorfeld klären, ob der gewünschte Kinderarzt auch die U2 übernehmen würde. Unsere Ärztin macht für die U2 sogar Hausbesuche, andere Ärzte bieten gesonderte Termine an. Wichtig ist allein, dass man vorgesorgt hat, so dass die Klinik einen bedenkenlos entlässt.
Und wer nach einem Kaiserschnitt frühzeitig gehen möchte, dem kann ich nur raten, unbedingt 'ich werde' statt 'ich würde gern/ich möchte' Formulierungen zu verwenden. Zum Bleiben kann man nicht gezwungen werden, aber so bekommt man ohne viel Theater die Entlassungspapiere (ja genau, das Papier wo in dem Fall drauf steht: auf eigenen Wunsch entlassen).

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