Der Beitrag einer besseren Mutter...

Ich bin gelegentlich in einem dieser Mütterforen unterwegs und bin vor ein paar Tagen über einen Beitrag gestolpert, der mich wirklich irgendwo getroffen hat. Der Beitrag ist nicht neu und schon ein paar Monate her, außerdem habe ich gelernt, in Foren lieber keine Meinung zu diversen Themen (= Wunschkaiserschnitt) zu äußern, da man sonst als der Teufel persönlich angesehen wird. Aber der Beitrag lässt mich auch nicht los und deshalb möchte ich hier etwas dazu schreiben.

Zu lesen war folgendes:

»Ich habe eine Freundin, die wollte ihr Kind nicht stillen, weil ihr das zu unangenehm und umständlich ist! Nun hat sie ein Jahr lang ihre Kleine mit abgepumpter Milch gefüttert! Stillen kann ich das nicht nennen! Die Kleine hat meines Erachtens auch nur die Muttermilch bekommen, weil die gesund und kostenlos ist! Sonst hätte die Kleine Fertigmilch bekommen! 
Ich finde aber auch, dass meine Bekannte zu ihrer Tochter keine Mutter-Kind-Beziehung aufgebaut hat. Ständig trägt der Papa sie und gibt ihr die Flasche! Das Baby war ein Wunschkind. Kurz vor dem errechneten Termin hatte sie nur noch Panik und entschied sich dann für einen Wunschkaiserschnitt! 
Letztens behauptete sie voller Stolz, sie habe so toll abgenommen, weil sie ja ein Jahr lang gestillt habe! Ich finde das so furchtbar! 
Mir tut die Kleine leid, dass sie von ihrer Mama so wenig Zuneigung und Liebe bekommt!
«


Nun ist es so, dass dieser Beitrag auch über mich sein könnte... und deshalb muss ich einfach irgendwo meine Gedanken dazu loswerden.


1.) Ich finde es positiv, dass die Mutter sich die Mühe gemacht hat, 1 Jahr lang Milch abzupumpen. Das macht man nicht zum Spaß oder weil es gratis ist. Das ist zeitaufwendig (Abpumpen und füttern dauert oft doppelt so lang wie herkömmliches Stillen), nervig und bestimmt umständlicher als normal zu stillen. Darüber hinaus finde ich es anmaßend jemanden zu verurteilen, der nicht 
»richtig« stillt. Wir leben in einem freien Land und jede Frau hat das Recht sich für oder gegen das Stillen zu entscheiden, aus welchen Gründen auch immer. Auch ich bin für das Stillen, ich würde mir aber nie anmaßen, jemanden zu verurteilen, der es nicht möchte. Und ebenso ist Fertigmilch auch nicht schlecht, nur weil sie nicht so gut wie Muttermilch ist. - Nur weil Muttermilch gesünder ist, macht das nicht-stillende Mütter nicht zu verantwortungslosen Monstern.

2.) Jedes Kind ist anders. Mein Kind wird 24 Stunden am Tag von mir umsorgt, ich stehe nachts allein auf, wenn sie sich meldet, ich kuschle sie manchmal in den Schlaf, wenn sie nicht allein sein möchte. Und sie liebt mich. Sie umarmt mich, sie kuschelt mit mir, sie gibt mir Küsschen. Aber ihren Papa liebt sie einfach ein kleines bisschen mehr. Und ich weigere mich, das darauf zu schieben, dass ich eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung habe. Nein, ich habe einen Ehemann, der seine kleine Maus herzlich gerne umsorgt, stolz war, sie auch einmal zu füttern und ganz ehrlich: wenn wir beide da sind, ist sie eben lieber bei ihm auf dem Arm. Das tat am Anfang ziemlich weh, aber so ist es eben und bestimmt nicht, weil ich mein Kind zum Papa abgeschoben habe.


3.) Auch ich hatte einen Wunschkaiserschnitt. Gut, ich habe vorher keine Panik bekommen, sondern das war monatelang geplant, aber trotzdem. Ich habe das auch nicht mit all meinen Bekannten durchgesprochen und mit jedem all meine Gründe diskutiert. Es geht sie aber auch nichts an. Es ist eine persönliche Entscheidung, deren für und wider ich nicht mit jedem diskutieren muss. Ich frage ja auch nicht die ganze Welt welche Berufswahl ich treffen soll.

4.) Ich habe durch das Stillen auch recht viel abgenommen und wurde oft darauf angesprochen, was ich jedesmal nur mit einem Achselzucken und »Stillen.« beantwortet habe. Warum auch nicht? Auch dafür muss sich doch niemand rechtfertigen. Ist ja nicht so, dass man Stillen als eine Diät anpreist.


Ich finde es furchtbar, wie sehr man für Dinge verurteilt wird, die andere Menschen gar nichts angehen. Eine andere Entscheidung zu treffen, bedeutet nicht, dass man sein Kind mehr oder weniger liebt. Man ist keine bessere Mutter, nur weil man die 30 h Geburt ohne Schmerzmittel durchgestanden hat oder weil man sich freiwillig operieren ließ. Man ist keine bessere Mutter wenn man den teuersten Kindersitz hat oder wenn man nicht arbeiten geht. Das alles spielt doch gar keine Rolle. Wichtig ist allein, dass wir unsere Kinder lieben. Und nur das zählt.

Kommentare

  1. Wie wahr das ist.

    Aber es ist sinnlos, sich darüber aufzuregen.
    Wie mein Papa immer sagt: Du kannst die Menschen nicht ändern. Niemals. Es wird IMMER einen geben, der meint, es besser zu wissen.

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