Meine Familie ist meine Insel

Eine Wohltat in dieser Schwangerschaft ist die Tatsache, dass es für niemanden in der Familie noch wirklich spektakulär ist. Alle Augen sind auf die Little Miss (und ihre kleine Cousine) gerichtet und ich bin halt mal wieder schwanger. Im Gegensatz zum letzten Mal ist man diesmal mit dem Anfassen verhaltener und niemand versucht mit mir über Entbindungsthemen zu diskutieren. Ich genieße den Zweit-Mama-Schutz. ;)
Nun fällt der errechnete Geburtstermin auf die Pfingstferien, was dazu führte, dass meine Mama sich schon groß mit täglichen Besuchen und Essen mitbringen ankündigen wollte und von mir einen gewaltigen Dämpfer bekommen hat. Ebenso Mr. Honkitonkis Schwester, die mich schon nach dem Entbindungstermin gefragt hatte und sich gern mehr einbringen würde. Und während ich über all die Menschen seufze, fragte mich die Patentante der Little Miss, warum es uns denn verdammt noch mal so schwer fallen würde diese ganze wundervolle Hilfe anzunehmen.

Die Wahrheit ist: Mr. Honkitonki und ich haben uns als Paar für eine gemeinsame Familie entschieden. Beide Kinder sind absolute Wunschkinder, wir haben uns schon lange vor der Geburt auf ein Familienleben gefreut. Eine Familienleben, das für uns aus Papa, Mama und Kindern besteht. Natürlich ist es schön, wenn sich die Großeltern, Urgroßeltern und Tanten/Onkels über die Little Miss freuen und natürlich ist es ihnen gegönnt Zeit mit ihr zu verbringen. Aber wir bekommen unsere Kinder für uns, nicht für die anderen. Ich setze kein Kind in die Welt, für das wir uns zu zweit entschieden haben und erwarte dann, dass meine Mutter dreimal die Woche auf es aufpasst. Mein Alltag findet hier statt, ohne unsere Familie. Meine Familie wohnt fast eine Stunde von hier weg, Mr. Honkitonkis eine gute halbe. Das ist nicht um die Ecke. Dafür habe ich hier Nachbarn und Freunde (im selben Haus und um die Ecke), denen ich auch um 3 Uhr morgens das Babyphone bringen kann.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Schwiegerpapa auf die Little Miss aufgepasst hat, damit ich allein zum Arzt konnte, sehr dankbar für die drei Tage, an denen meine Mama mit ihr rausgegangen ist, als Mr. Honkitonki und ich mit Magen-Darm-Infekt flach lagen und sehr dankbar für ihre Patentante, die mit ihr spielte, damit ich mal in Ruhe putzen konnte. Das sind Ausnahmen, für die ich diese Hilfe sehr gerne annehme. Aber in meinem Alltag brauche ich sie nicht. Meinen Alltag organisiere ich alleine. Ich gehe unter der Woche mit der Little Miss und dem Kinderwagen einkaufen, am Wochenende macht Mr. Honkitonki mit der Little Miss einen größeren Einkauf. Während meiner Arzttermine ist die Little Miss bei der Nachbarin und putzen tue ich mittlerweile mit ihr bzw. während ihrem Mittagsschlaf. Natürlich kann ich nicht sagen, wie das alles mit einem zweiten (kleinen) Kind wird, aber noch bin ich ganz optimistisch.
Mein Familie - Mr. Honkitonki und unsere Kinder - ist meine Insel. Mein Lebensmittelpunkt. Ohne sie bin ich unglücklich. Ich liebe es, wenn wir zusammen um die Wette krabbeln, wenn wir im Bad eine Schaumparty feiern oder beim Essen rumalbern. Manchmal tanzen wir ganz ausgelassen im Wohnzimmer oder machen eine Kissenschlacht. Das ist unser Familienleben. Das ist das, was uns glücklich macht und was wir uns so sehr gewünscht haben. Und wenn es mir schlecht geht, dann brauche ich (im Normalfall) keine Hilfe von irgendwem. Dann will ich nur meinen Mann und meine Kinder um mich haben und das wars.

Nach langem Überlegen habe ich mich auch mit aus diesem Grund gegen eine Nachsorgehebamme entschieden. Ich habe von der Hebamme, welche die Nachsorge nach der Geburt der Little Miss übernommen hat, viele praktische Tipps bekommen, gerade was z.B. Erstausstattung und allgemeine Versorgung des Babys angeht (Kinderarzt, Schaffell, Fabrikverkauf für Naturtextilien, ect). Bei meinem größten Problem - dem Stillen - konnte sie mir nicht wirklich helfen. Diesmal bin ich vorbereitet und habe Kontakt zu einer erfahrenen Stillberaterin, die noch vor der Geburt vorbeikommen wird und bei Bedarf auch noch danach.
In unserem Geburtsvorbereitungskurs hat uns die Hebamme vor der »emotionalen Verletzbarkeit« rund um die Geburt und im Wochenbett gewarnt. Man ist über-emotional und vieles trifft einen viel, viel stärker, als es unter normalen Umständen der Fall wäre. - Was ich selbst nur bestätigen kann. Gerade auch die Kommentare meiner Nachsorgehebamme zum Thema Kaiserschnitt haben mich damals sehr verletzt. Natürlich ist ihr Berufsstand von der anderen Seite und sie hätte das auch nicht befürworten müssen. Aber trotzdem bin ich ein erwachsener, selbstständiger Mensch. Ich habe diese Entscheidung für mein Kind und mich getroffen und ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie das so akzeptiert. Dazu kam in dieser Zeit des Schlafmangels, Verletzbarkeit und tiefer Emotionalität das unangenehme Gefühl ständig eine »Fremde« bei uns zu haben, was mich sehr gestresst hat. Ich habe mich nicht gerichtet und stand geschminkt und frisch geduscht an der Tür, aber dieses ständige, in der ersten Woche tägliche, Vorbeikommen hat mir in dieser Phase überhaupt nicht gepasst. Ich wollte nur meinen Mann und mein Baby, mehr nicht. Aus diesen Gründen bleiben wir diesmal für uns.
Ein wenig drückt mir der Schuh natürlich trotzdem deswegen. Die Erfahrung einer Hebamme ist mit nichts aufzuwiegen und ich bilde mir nicht ein, nach einem Kind schon alles zu wissen. Mir ist klar, dass mit dem zweiten Kind andere Probleme kommen werden. Aber wir wohnen hier zwischen Klinikum und Kinderarzt, beide sind nicht mehr als 500 Meter von unserer Haustür weg. Unsere Kinderärztin macht bei Neugeborenen sogar Hausbesuche, z.B. auch regulär wie bei der U2 der Little Miss. Deswegen wage ich es einfach. - Für meine Insel. ;)

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