Das Leben zu viert

Seit knapp 7 Wochen sind wir nun zu viert, meine Güte, wie die Zeit vergeht... Seit der kleine Mann da ist, habe ich das Gefühl die Tage galoppieren förmlich an mir vorbei. Die ersten Wochen mit Junior waren so ganz anders als damals bei der Little Miss... 

Das Wichtigste zuerst: der Schlaf
Wir haben nach den 1,5 Jahren mit einem schlecht schlafenden Kind nun ein Baby erwischt, das nachts um die 4 Stunden am Stück schläft. Im schlimmsten Fall mal 3,5 Stunden und im besten Fall sagenhafte 5 Stunden! Während wir zu diesem Zeitpunkt bei der Little Miss schon auf Zahnfleisch gingen und ihre Schlafzeit von durchschnittlich 2,5 Stunden am Stück plus viele, viele Wachphasen in der Nacht erst mit 6 Monaten besser wurde (aber auch nur auf 3- 3,5 Stunden - im Schnitt!), sind wir diesmal wirklich nahezu ausgeruht.
Auf der anderen Seite ist die Little Miss tagsüber total entspannt gewesen, hat vor sich hingedöst, getrunken, ein bisschen gekuschelt und ist dann wieder eingeschlafen. Der kleine Mann verlangt tagsüber deutlich mehr Aufmerksamkeit und quakt dann schon des Öfteren. Während die Little Miss ihre Weinphase in der Nacht hatte (meist so ab 21 Uhr), ist sie beim Junior deutlich früher, was zwar das Abendessen problematisch macht, aber spätestens um 10 ist er in der Regel ruhig und schläft.
Schlaf war mit der Little Miss so ein riiiiiesiges Thema und nun läuft es wirklich nebenher. Klar sind wir an den Abenden, an denen er zwei-drei Stunden immer wieder anfängt zu schreien, auch gestresst und genervt, aber das ist nichts gegen die vollkommene Erschöpfung im ersten Lebensjahr der Little Miss. Ich glaube, Eltern die nie ein schlecht schlafendes Kind hatten, werden nie verstehen, warum das so ein gewaltiges Thema sein kann.

Die Entthronung der Little Miss
Die Little Miss hat die Umstellung recht gut gemeistert. Ich hatte ja viele Bedenken, wie sie die Situation verkraften würde und wir haben uns dann einiges einfallen lassen, um sie so gut es geht in die neue Situation zu führen. Der erste Schritt war, dass ich darauf verzichtet habe, ein Familienzimmer mit Mr. Honkitonki zu nehmen. Auch wenn ich mir das sehr gewünscht habe, aber für die Little Miss war es definitiv besser zu Hause von Papa ins Bett gebracht zu werden, als (ungewohnter Weise) bei Oma und Opa zu schlafen und bei der Rückkehr ein Baby vorzufinden. Nach langem Hin und Her haben wir uns dazu entschieden, dass sie mich doch am nächsten Tag besuchen darf. Die Oma hat solange den Junior auf den Arm bekommen und ich war zumindest halbwegs mobil und beweglich. Trotzdem hat man der Little Miss angemerkt, wie unheimlich sie die Situation fand.
Als ich dann zu Hause war, habe ich ihr lang und breit erklärt, dass ich sie momentan nicht tragen kann. Das hat sie sehr schnell verstanden (»Mama, boum, Bauch!«) und ist auch gut damit klar gekommen. Trotzdem hat sie mich fast drei Wochen regelrecht ausgegrenzt. Ich durfte nichts machen: keinen Latz anziehen, keine Milch einschenken, ihr nicht beim Rutschen helfen - alles sollte nur Papa machen. Und auch wenn ich wusste, dass sie das natürlich nicht machte um mich zu bestrafen, sondern dass es eben ihre Art war ihre Unsicherheit zu zeigen, hat mir das nach ein paar Tagen ziemlich zugesetzt. Zusammen mit den Hormonen führte das an einem Abend zu Rotz und Wasser bei mir, weil ich mein Mädchen doch so sehr liebte und sie mich so abwies.
Zu ihrem Bruder war sie von Anfang an recht liebevoll und sie klettert gern zu ihm in den Laufstall um mit ihm zu kuscheln. Manchmal muss man ihn dann vor ihrer wilden Liebe beschützen, aber im Großen und Ganzen passt sie gut auf ihn auf. An Tagen wo er viel weint, merkt man ihr an, dass sie das stresst, dann ist sie deutlich gröber zu ihm oder weint selbst auf diese gespielte, unechte Weise. Morgens nach dem Aufstehen muss sie immer erst nach ihrem Bruder gucken und auch wenn er gewickelt wird, sitzt sie entweder oben mit auf dem Wickeltisch oder reicht mir frische Windeln.
Da Mr. Honkitonki die ersten Wochen in Elternzeit war, hatte die Little Miss noch ein wenig Schonfrist, die ihr wirklich gut getan hat, um sich an ihren Bruder zu gewöhnen. Und gerade wenn er zu Beginn knatschig war, tat es ihr sehr gut mit ihrem Papa allein unterwegs zu sein und ein bisschen Abstand zu gewinnen. (Das half natürlich nicht bei der Anti-Mama-Phase, aber ich wusste ja, dass sich das wieder legen würde bzw. habe es natürlich gehofft...) Nun ist mein lieber Ehemann wieder arbeiten und ich habe einen Alltag mit zwei kleinen Kindern zu meistern. Ich wünschte, ich könnte sagen, es sei alles kein Problem. Aber das stimmt natürlich nicht. Es gibt Phasen da schreien beide. Es gibt Phasen, da habe ich keine Geduld. Es gibt Phasen, da bin ich nur am schimpfen und finde es schon selber eklig. Ich bemühe mich der Little Miss gerecht zu werden, ihr jede freie Minute die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie gewohnt ist und die sie selbstverständlich auch verdient. Aber zwischen Stillen, Wickeln und Haushalt ist das sehr wenig geworden. Und ich muss mich immer selber »niederringen« und den Abwasch stehen zu lassen, um mit ihr zu kneten oder ein Buch vorzulesen. Wenn ich nicht schlafen würde, könnte ich alles schaffen, aber so ist jeder Tag ein Kompromiss. Dazu kommt, dass unser großes Mädchen bald zwei wird und ihre Wutanfälle immer stärker. Ganz besonders an den Tagen, die eh nicht so doll laufen (Junior weint viel, ich schimpfe viel, sie fordert Aufmerksamkeit und leidet unter der Situation und dann will Mama nicht mal den blöden elektrischen Plastikzug in der Müllergalerie bezahlen...) Und wenn ich merke, dass ich wieder in so einen Schimpf-Strudel komme (man selbst wird immer gereizter, die Stimmung immer schlechter und das Kind, das so sehr Aufmerksamkeit fordert, wird immer »frecher«), versuche ich beide Kinder zu schnappen und raus zu gehen. Frische Luft zum tief durchatmen, der kleine Mann schläft dann im Tragetuch und die Little Miss kann sich am Spielplatz auspowern und bekommt endlich vernünftige Aufmerksamkeit und nicht ständiges Geschimpfe.

Das Stillen
Wie ich ja bereits geschrieben hatte, habe ich diesmal eine Stillberaterin gehabt und bin nun sehr glücklich, dass es tatsächlich einfach funktioniert. Eine Woche lang hatte ich trotz intensiver Stillberatung noch mit wunden Brustwarzen zu kämpfen und dann wurde es wirklich von Tag zu Tag besser. Leider scheint der kleine Mann genau so ein Speikind zu sein wie seine große Schwester... es gibt Tage da kann ich uns beide fünfmal umziehen, weil alles vollgespuckt ist. Meine Waschmaschine ist daher pausenlos im Einsatz und die sechs neuen Spucktücher sind eigentlich auch schon wieder zu wenig... 

Zwei Wickelkinder
Zwei Wickelkinder zu haben ist eigentlich nur ein logistisches Problem: wir haben vier verschiedene Windeln gleichzeitig im Haus (tagsüber benutzen wir für beide die babylove (dm) Windeln und nachts Pampers) und ich muss ständig nachschauen ob nicht doch eine Packung leer ist und darüber hinaus ist unser Windeleimer in gefühlten fünf Minuten wieder voll. Die Little Miss liebt es aber zusammen mit ihrem Bruder auf dem Wickeltisch zu liegen und beide »Nackidei« zu sein, so dass ich meist beide gleichzeitig wickeln kann. Sie hält dann ganz stolz seine Hand und »passt auf ihn auf«, während ich ganz effektiv beide Popos frisch machen kann.

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