Sie werden so schnell groß oder das letztes Baby

Ich bin nicht der Baby-Typ, ehrlich nicht. Ich möchte die Babys meiner Freunde nicht auf dem Arm haben. Auch jetzt mit zwei eigenen Kindern nicht. Nicht weil ich sie nicht mag, sondern weil ich gar nicht das Bedürfnis dazu habe und weil ich finde, dass sie nicht wie kleine Puppen herum gereicht werden müssen, sondern bei Mama oder Papa bleiben sollten, wo sie sich am wohlsten fühlen. Ich finde das Babyalter anstrengend - klar, sie sind schon süß, aber mehr ehrlich gesagt auch nicht. Ich genieße es, dass die Little Miss nun schon halbwegs sprechen kann und ja, ich erlebe lieber einen Wutanfall von ihr, als ein schreiendes Baby auf dem Arm zu haben, bei dem ich nicht weiß, ob es vor Bauchweh oder vor Müdigkeit weint.

Bei der Little Miss habe ich nie zurückgeblickt, ich war über jeden Entwicklungsschritt dankbar, ich hatte nie das Gefühl, dass ich eine bestimmte Zeit anhalten wollte. Viel mehr war und bin ich sehr neugierig zu beobachten zu welchem Menschen sie sich mehr und mehr entfaltet. Die Babyzeit mit ihr war anstrengend und ich wusste, dass wir noch einmal ein Baby haben werden (zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit...). Ich habe zwar die Momente mit ihr bewusst genossen, aber nie die Zeit als Baby insgesamt. Ich habe immer nur daran gedacht, dass ich diese Babyzeit ja sowieso noch einmal haben werde.

Und nun schaue ich mir unseren Junior an und staune, wie groß er ist. Wie das Neugeborene zu einem Baby wird, uns ansieht und lacht, erste Greifversuche macht und die Little Miss fröhlich anbrabbelt. Das macht mich dann plötzlich sentimental. Ich hatte mir fest vorgenommen diese Babyzeit zu genießen - das Baby sein zu genießen und nicht immer nur auf die nächsten Entwicklungsschritte zu schielen. Ich frage mich, ob er mein letztes Baby ist, ob ich das nie wieder haben werde... Dieses Gefühl für ein Baby mehr als die Welt zu bedeuten. - Nahrung, Wärme und Zuflucht zugleich zu sein. Es in seiner Hilflosigkeit zu beschützen und diese ersten riesen Schritte zu bestaunen, die so ein Baby in seiner Entwicklung macht.

Sicher, auch die Little Miss braucht mich noch sehr mit ihren 23 Monaten, aber es gibt immer mehr Momente, in denen sie mit Gleichaltrigen davon zieht und mich für eine Weile vergisst. (Gerade ist sie allein bei ihrer besten Freundin und spielt fröhlich.) Sie braucht meine Hilfe nicht nur immer weniger, sie will sie vor allem auch immer weniger. Sie will groß und eigenständig werden und ich werde mehr und mehr nur noch die Sicherheit in ihrem Rücken sein.

Ich weiß nicht, ob wir ein drittes Kind bekommen werden. Wir haben uns immer drei Kinder gewünscht (aber keine drei Babys... nach der Little Miss). Während Mr. Honkitonki eher die Güterverteilung besorgt (Geld, Wohnen, Auto, aber vor allem Zeit...), frage ich mich oft, ob ich drei Kindern gerecht werden kann. Mir bricht es manchmal fast das Herz, wenn ich merke, wie sehr die Little Miss damit zu kämpfen hat, dass sie statt 100% Mama nun nur noch 50% Mama bekommt. Kann ich ihr das noch einmal antun und ihr und dann auch Junior jeweils nur noch 33% Mama zumuten? Wiegt ein zweiter Spielgefährte, ein Lebensbegleiter das wirklich auf?

Und so schaue ich meine Kinder an - die Große und den Kleinen - und frage mich, ob ich dieses Glück, einen kleinen Menschen bei der Entstehung zu begleiten noch einmal haben werde? Denn wenn Junior mein letztes Baby ist, dann möchte ich doch einmal kurz die Zeit anhalten und meine Nase tief an seinem Babyhals vergraben.

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