Gedanken zu einem dritten Kind

Mein lieber Ehemann,

wenn mich jemand nach einem dritten Kind fragt, dann will ich immer sagen »Ja! Ja, natürlich!« In meinem Herzen will ich das. Es fühlt sich gut und richtig an, wenn ich das vor mich hin flüstere. In meinem Kopf sehe ich unsere Zukunft mit drei Kindern. Mit drei Kindern fühlt es sich wirklich nach Familie an - nach Ostern und Weihnachten, nach lauten, bunten Tagen. Nach drei Köpfen, die morgens geküsst und sechs Händen, die abends gestreichelt werden wollen. Nach drei Kinderstühlen und drei Kinderzahnbürsten. Nach drei Kindertellern und drei empörten »Ich will aber!« Nach unendlich vielen Kinderschuhen und Kinderjacken, die wieder aufgeräumt werden müssen. Nach drei Schultüten und vielen, vielen Stunden beim Kinderarzt. Nach dreimal wie du, mein Liebster und vielleicht auch dreimal wie ich. 

Ich will dieses Gefühl, das ich habe, wenn ich aus dem Kinderzimmer schleiche und sehe, wie Junior und die Little Miss nebeneinander selig schlummern, noch ein bisschen stärker haben. Ich will, dass drei Kinderstimmen kichern und ich will, dass unsere Kinder in der Überzahl sind. Ich will nicht, dass jeder meint, man hat ein zweites Kind, damit man ja kein Einzelkind hat. Ich will, dass die ganze Welt sieht, dass da drei Kinder von Kopf bis Zeh gewollt sind.

Und ich weiß, es wird anstrengend und ich werde so lange so furchtbar müde sein wie jetzt. Wir werden so oft nicht schlafen und wir werden drei Krankenlager haben, wenn einer etwas mit nach Hause schleppt. Wir werden furchtbar leiden, wenn wir drei Pubertierende zu Hause haben und wir werden mehr Platz brauchen, wenn sie alle irgendwann ein eigenes Zimmer haben wollen. Und ich habe Angst vor einem dritten Kaiserschnitt und mehr als keine Lust auf eine dritte Schwangerschaft. Ich fürchte fast nichts so sehr wie das erste Lebensjahr und unsere zwei Kinder bringen mich manchmal an den Rand meiner Kraft (und des Wahnsinns). Aber dennoch... dennoch will ich dieses dritte Kind. 

Denn das wird schon. Wir kriegen das hin. Ich weiß es. Was ist schon ein Jahr, wenn das Glück danach noch jahrelang verdreifacht bleibt? Wer wenn nicht wir, mein Liebster? Wir, die fast jeden Tag das Nachbarskind hier zum spielen haben. Wir, die jederzeit die Babysitter für alle Freunde der Little Miss spielen. Wir, die Drachen bauen, Waffeln backen und um die Wette krabbeln. Wir, bei denen die Kleinen weinen, wenn sie nach Hause gehen müssen und wir, die die Stille bedauern, wenn sie gegangen sind. In meinem Herzen ist einfach noch Platz für mehr. 

Doch dann sehe ich dich an und seh dich zögern. Seh die Zweifel in deinen Augen. Ich seh, wie du dich windest und nicht nein sagen willst - mir zuliebe. Aber es ist das, was du glaubst. Das ist okay. Ich werde bestimmt nicht wie meine Mutter sein und dir für den Rest unseres gemeinsamen Lebens vorwerfen, dass du nein gesagt hast. Du bist meine andere Hälfte. Mit gleichwertigen 50% Stimmkraft. Ohne dich geht es nicht.

Ich werde warten, 7 Monate haben wir noch, bevor wir uns entscheiden sollten. Und wenn dein Nein bleibt, dann ist das in Ordnung. Nur gestatte mir die kleinen, lautlosen Seufzer, wenn wir die fünfköpfigen Familien mit ihren Minivans sehen...

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