»Uuuund schläft sie schon durch...?« Teil 1

Gerade dachte ich, heute, nach einer Nacht mit 3-4 Stunden Schlaf, ist doch eigentlich ein perfekter Zeitpunkt um einen Beitrag über das Schlafen von Babys zu schreiben - selbiges liegt nämlich mit ausgestreckten Ärmchen in der Mitte unseres Doppelbettes und schlummert selig. 
 Freunde und Verwandte ohne Kinder haben die etwas nervige, aber sehr lieb gemeinte  Angewohnheit bei jeder Gelegenheit einen der folgenden Fragedialoge zu führen:

Variante 1:
Person A: »Wie geht es euch?«
Ich: »Prima, nur ein bisschen (andere Variante: sehr) müde.«
Person A: »Oh, wieso?« [Alternativ: »Oh, zahnt sie gerade?«]

Variante 2:
Person B: »Uuuund schläft sie schon durch...?«
Ich: »Nein...«
Person B: »Ihr Armen... Wie oft kommt sie denn dann nachts?«
Ich: »Ganz unterschiedlich.«
Person B: »Oh, wieso?« [Alternativ: »Oh, zahnt sie gerade?«]

P.S.: Ihr Lieben, die ihr euch vielleicht hier wiedererkennt... lest einfach weiter und nehmt das nicht persönlich! Natürlich freuen wir uns immer über eure Anteilnahme! :)

Quelle: http://www.familysleepcoach.co.uk

Zunächst einmal was die Müdigkeit angeht... ich habe seit 6 Monaten nicht länger als 2-3 Stunden am Stück geschlafen (Rekord liegt bei einer tollen Nacht mit 5 1/2 Stunden) und komme im Schnitt pro Nacht auf ungefähr 5 Stunden Schlaf. Eine Bilanz die absolut im Durchschnitt liegt - ihr armen Eltern von Babys mit 2-Stunden-Rhythmus, ihr habt meine vollste Hochachtung und Anerkennung! Im Alltag ist es eigentlich ganz OK, die Hormone helfen hier ernorm, so dass ich immer den Eindruck habe, dass Mütter diesen Schlafmangel deutlich besser wegstecken als Väter. Es ist nicht schlimm, aber müde bin ich trotzdem seit 6 Monaten. Immer. Nicht weil sie zahnt, weil sie einen schlechten Tag hat oder in einem Wachstumsschub steckt, sondern weil das einfach ganz normal ist, dass ein so kleines Baby nicht 8-9 Stunden am Stück Schlafen kann.

 »... das geht ja...«
Als die Little Miss 3 1/2 Monate alt war, war es am Schlimmsten. Sie hat Tag und Nacht alle 2 bis 2 1/2 Stunden getrunken. Wenn ich also gegen 10 ins Bett bin, hat sie sich mindestens 3-4 mal nachts gemeldet. Später dann wieder alle 3 bis 3 1/2 Stunden. Besonders aufbauend waren dann Kommentare wie: »Oh, das geht ja, wenn sie sich nur 2, 3 mal nachts meldet.« Und ich dachte nur: »Genau.«
In der Realität sah es aber so aus: Man kämpfte sich durch die frühen Abendstunden vor lauter Müdigkeit, gegen 8 wurde man dann plötzlich fit und hellwach, so dass man nicht vor 10 ins Bett kam. Wer nicht gerade ein Meister im Einschlafen ist, der braucht auch hier eine Weile, bis er wirklich schläft (dazu zähle ich, ich brauche im Schnitt mindestens eine Stunde zum Einschlafen...) Wenn man Pech hatte, ist man gerade im Tiefschlaf angekommen, wenn sich das Baby das erste Mal meldet. Völlig übermüdet aus dem Schlaf gerissen bekam die Kleine also was zu trinken (15-20 Minuten). Danach tappte ich dann ins Badezimmer um abzupumpen (10-15 Minuten) und war danach wieder hellwach. Also dauerte es entsprechend wieder eine Weile (mindestens 30 Minuten) bis ich wieder eingeschlafen war. Bei einem zweistündigen Rhythmus war ich daher gerade erst wieder eingeschlafen, wenn sie sich das nächste Mal meldete. Was also tun?
Die Antwort ist einfach: nichts. Denn erst mit ungefähr 3 Monaten sind Babys überhaupt in der Lage längere Zeit am Stück zu schlafen. Hier gibt es natürlich auch Ausnahmen, mein Bruder schlief nach 8 Wochen durch (das änderte sich auch später nicht mehr - ein Traumbaby also). Aber man sollte sich in der ersten Zeit immer mal wieder vor Augen führen, dass die meisten Babys eben nicht dazu in der körperlichen Lage sind. Besonders trifft das auch auf Stillbabys zu, da Muttermilch leichter verdaut wird als künstliche Nahrung. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch nicht, dass alle Flaschenkinder früher durchschlafen, ist also definitiv kein Grund vor lauter Müdigkeit abzustillen. ;)

Das 6-Monats-Gerücht
In der Gesellschaft hält sich das hartnäckige Gerücht, dass Kinder mit einem halben Jahr durchschlafen. In Wahrheit ist das eine körperliche Entwicklung, die irgendwann in den ersten zwei Lebensjahren geschieht. Die 6 Monate scheinen eher dadurch entstanden zu sein, dass viele mit spätestens 6 Monaten abstillen und die Kinder durch Beikost und künstliche Milch übersättigt sind und eher durchschlafen. Dazu gibt es hier einen ganz interessanten Artikel.
Auch ich hatte im Hinterkopf, dass mein Kind mit 6 Monaten doch bitte (wenigstens ab und zu) durchschlafen könnte. Nach allerlei Recherche kam ich dann darauf, dass das wohl nichts wird und seit ich mich damit auseinandergesetzt habe und einfach nichts mehr erwarte, fällt es mir nachts auch viel leichter auf sie positiv zu reagieren. Natürlich bin ich immer noch müde und manchmal auch genervt, wenn sie sich nachts zum vierten Mal meldet, weil ihr der Schnuller aus dem Mund gefallen ist und sie ohne nicht einschlafen kann...
Nachdem sie zu Beginn des Jahres in eine Phase kam, in der sie sich ab 3/4 Uhr alle 30 Minuten mit einem lauten Protestschrei meldete, weil sie während des Einschlafens wirklich jedesmal den Schnuller verlor, hatte ich so wenig Schlaf, dass ich tagsüber manchmal ganz apathisch auf dem Sofa saß und zu nichts mehr in der Lage war. Einige Tage spielte ich daher mit dem Gedanken, ihr deshalb den Schnuller abzugewöhnen. Da sie als Flaschenkind allerdings irgendwie ihr Saugbedürfnis stillen soll bzw. darf, erschien mir die Schnullerabgewöhnung sehr hart und ziemlich schwierig. Zumal ich sie zwar nach Bedarf füttere (also ihr oft die Flasche anbiete), sie aber nicht ewig nuckeln lasse, was bei Flaschenkindern ein späteres Kariesproblem begünstigen kann. Ohne Alternative für ihr Saugbedürfnis sah ich daher keine Möglichkeit ihr den Schnuller abzugewöhnen, zumal sie mit 6 Monaten überhaupt nicht verstehen kann, wieso sie denn auf einmal keinen Schnuller mehr bekommen soll. Für ältere Kinder gibt es da ja unheimlich viele, tolle Möglichkeiten wie z.B. dass der Schnuller dem Nikolaus übergeben wird und sie im Gegenzug ein Geschenk erhalten oder die Abgabe an Schnullerbäume sowie (mein Favourit) die Geschichte des 'verzauberten' Schnullers, der sich eines Morgens, nach einem Brief von einem Zauberer, in einen Teddybären verwandelt.

Ferbern versus Co-Sleeping
Zum Zeitpunkt, als es besonders schlimm mit den nächtlichen Unterbrechungen war und sie zusätzlich auch beim ersten Einschlafen ziemlich schwierig war, habe ich verzweifelt nach Lösungen gesucht und kam dabei auch auf den Klassiker Jedes Kind kann schlafen lernen. Im Grunde reichen schon die Amazonrezensionen aus, um zu erkennen, wie sehr dieses Buch die Eltern in zwei Lager spaltet. Nachdem ich aber dann sämtliche Artikel auf ferbern.de gelesen habe (besonders empfehlenswert ist der Artikel von John Seabrook), kam es für mich einfach nicht mehr in Frage. Das dort angepriesene Co-Sleeping funktioniert für mich als Pump-Stillende allerdings auch nur bedingt, zumal mein Mann auch wenig begeistert ist, das Bett die gesamte Nacht mit einem unruhigen Zwerg zu teilen und ich auch nicht sagen kann, dass ich tatsächlich besser schlafe, wenn sie direkt neben meinem Kopf liegt und bei jeder Gelegenheit in mein Gesicht patscht. ;) Daraus entstanden ist nun ein Kompromiss, so wie jeder schließlich seinen eigenen Weg finden sollte. Mittags schläft sie in ihrem Kinderzimmer allein (einschlafen klappt relativ gut, manchmal pustet oder knurrt (»Rrrrrrr«) sie eine Weile, wenn ich sie hingelegt habe... da reagiere ich nicht drauf. Aber schreien oder gar weinen lasse ich sie nicht, das macht sie aber auch nur, wenn sie den Schnuller haben möchte oder ihn ganz kurz vor dem einschlafen verloren hat) und nachts liegt sie neben mir im Beistellbett. Wenn wir am Morgen aufstehen, dann hole ich sie zu uns ins Bett, dort trinkt sie dann und schläft nach einer halben Stunde bis Stunde wieder ein und macht dann dort ein Nickerchen.
Einen ganz tollen Artikel dazu gibt es auch auf gewuenschtestes-wunschkind.de; eine Seite die sich wirklich bei jedem Besuch lohnt!

Fazit
Jedes Baby schläft anders, jede Familie hat andere Schlafgewohnheiten und irgendwie muss man einen Weg finden, beides halbwegs harmonisch miteinander zu verbinden. Dabei gibt es Babys, die ohne große Probleme schlafen und welche, die eben auch nachts mehr Aufmerksamkeit brauchen. Wie sagte eine Freundin letztens so schön? - »Beim nächsten Baby wird bestimmt alles besser... und wenn nicht, dann haben wir wenigstens mit diesem schon mal geübt.«

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