Warum es so schwer ist zwei Kindern gerecht zu werden

... und das, obwohl das zweite noch nicht einmal geboren ist.

In den letzten Wochen war viel los, die Little Miss immer etwas kränklich und sehr anhänglich. Mit ihrer Freundin klappt es gerade nicht so doll beim Spielen und sie hängt dann oft bei mir und sucht Schutz und Trost. Wenn sie bei der Nachbarin ist, weint sie beim Abschied und hängt dann meist die erste Stunde nur auf ihrem Schoss. :( Oft hängt diese Anhänglichkeit ja mit Entwicklungsschritten zusammen und sie verändert sich wirklich rasant, aber es macht ihr eben sehr zu schaffen.
Ihre Frustschwelle ist außerdem altersbedingt sehr niedrig und sie ist oft so extrem wütend, dass sie schreit und Sachen schmeißt. Das erfordert viel Geduld und viel Aufmerksamkeit und ich bin ständig nur am Trösten und Erklären. Es ist nicht so, dass es mir zuviel wäre. Es ist alles ohne Probleme machbar. Ich bin nur oft genervt, weil ich ständig meine Hausarbeit unterbreche und weil alles fünf Schritte langsamer geht. Weil ich, wenn ich z.B. kurz Wäsche wegräumen möchte, warten muss, bis sie nachkommt, weil sie nicht alleine bleiben möchte. 
Dazu kommt, dass ich in diesem Monat angefangen habe wieder ein wenig zu arbeiten. Nicht viel, nur so nebenher, sogar von zu Hause aus und ich mache es wirklich sehr gerne. Aber auch das funktioniert nur, wenn sie schläft.

Sie spielt noch immer nicht wirklich alleine. Es ist ein Stück besser geworden und es gibt Tage, da sitzt sie plötzlich fünf Minuten auf dem Teppich und spielt für sich. Und dann gibt es die Tage, an denen sie nichts alleine machen will. Ein paar Minuten Luft wären wirklich schön, um einmal den Geschirrspüler am Stück ausräumen zu können. Oder auch in Hinblick auf Baby Nummer zwei, denn mir graut es davor, dass sie dann jedesmal unglücklich an meinen Beinen klebt, wenn ich wickeln/stillen/tragen muss (bzw. will). Manchmal frage ich mich, ob ich das Alleine-Spielen mehr forcieren müsste. Ob ich ihr das irgendwie beibringen müsste. Aber irgendwie denke ich, dass sie einfach noch nicht soweit ist. Sie kann es eben (noch) nicht. Irgendwann wird sie das schon machen. Nur manchmal wären ein paar Minuten Luft wirklich schön.

Trotzdem beschleicht mich an manchen Tagen ein ungutes Gefühl, wenn ich abends mit Bauchschmerzen im Bett liege und beim Nachdenken plötzlich feststelle, dass ich im siebten Monat schwanger bin und weder auf meinen Körper noch auf das Baby groß Rücksicht nehme. Die Little Miss steht an oberster Stelle, sie wird getragen, hochgehoben und es wird zu ihr ins Bett geklettert. Ich denke nie darüber nach, ob das noch gut für das Baby ist. Ich bin meinem zweiten Kind gegenüber so verdammt ungerecht, weil ich an manchen Tagen nicht einen Gedanken daran verschenke und wenn ich dann die kleinen Tritte spüre, dann kommt das schlechte Gewissen.

Natürlich wird es etwas anderes sein, wenn es auf der Welt ist. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich die Little Miss momentan so bevorzuge. Weil sie mich jetzt noch fast für sich alleine hat und weil ich das Gefühl habe, dass sie mich so sehr braucht, mit Haut und Haaren quasi. Sie hängt oft auf mir und vergräbt das Gesicht  tief an meinem Hals, dass mein Herz ein bisschen flattert, weil ich sie so sehr liebe und sie mich.

Nach unserer Familienkrankheit vor zwei Wochen hat sie eine ganze Woche gebraucht um wieder ruhig zu schlafen. (Den zweiten Tag hat sie immer angefangen zu weinen, wenn sie meinen Kotzeimer gesehen hat...) Sie ist nachts ein- bis zweimal schreiend und weinend aufgewacht und hat sich dann 15 Minuten panisch an mich geklammert und wollte mich gar nicht mehr gehen lassen. Ich habe diese Nächte lange vor ihrem Bettchen gesessen, sie getröstet und gestreichelt. Und mich gefragt, was ich ihr eigentlich antue, wenn ich im Mai ein paar Tage in der Klinik bin. Wir haben noch nie eine Nacht getrennt verbracht und bei jedem Rufen in der Nacht schaue ich nach ihr. Natürlich kann ich das nicht wirklich ändern und ich weiß auch, dass sie mit Mr. Honkitonki eine ganz wunderbare Papa-Tochter-Zeit haben wird. Aber trotzdem ist es ein blödes Gefühl als zweifach-Mama immer irgendeinem Kind (oder auch dem Ehemann, aber das ist ja ein anderes Kapitel) gegenüber unfair zu sein.

Und ja, ich glaube trotzdem, dass es schön werden wird mit zwei Kindern, aber wahrscheinlich eben nicht am Anfang. Trotz aller Schwierigkeiten finde ich den 21-Monats-Abstand langfristig immer noch sehr gut, nur momentan hätte ich gern noch ein paar extra Monate für die Little Miss und ein kleineres schlechtes Gewissen für mich... 

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