Lasst die Väter Väter sein

Nachdem ich vor einer Weile die Super Soft Heroes aufgehängt habe, habe ich einige Male über die heutige Männergeneration nachdenken müssen. Immer wieder stelle ich fest, dass die Selbstverständlichkeit mit der Mr. Honkitonki und ich ihn als absolut gleichwertigen Elternteil der Little Miss sehen, leider ziemlich selten ist.

Von älteren Generationen wie z.B. unseren Großeltern erwarte ich es ehrlich gesagt auch gar nicht anders. Für Männer wie Mr. Honkitonkis Großvater ist es schon ein richtiger Meilenstein das Urenkelchen auf dem Arm zu halten und zu spielen. Das erste Mal als wir ihn mit der Little Miss besucht haben, war er so nervös, dass er die Kleine nach 1 Minute schnell an seine Lebensgefährtin weitergereicht hat. Aber mittlerweile traut er sich richtig was und es ist unendlich schön zu beobachten wie die zwei miteinander umgehen. Für meine Großmutter ist die Elternzeit des Mannes noch immer ein seltsames, neumodisches Konstrukt, das sie nicht wirklich versteht. Ihre Aussage dazu war ein verwundertes »Aber du bist doch auch da, oder?« zu mir. In dieser Generation sind Kinder Frauensachen und auch so etwas wie eine Krippe oder Kita ist für die meisten von ihnen unvorstellbar. Meine Großmutter erklärte mir sogar, dass sie noch den Kindergarten ab 3 Jahren für viel zu früh hält...

Unsere Eltern sind da deutlich aufgeschlossener, sowohl mein Papa als auch mein Schwiegervater bedauern es, dass es diese Möglichkeiten zu ihrer Zeit noch nicht so gab. Sie gehören zu einer Generation, die sich schon deutlich intensiver mit ihren Kindern beschäftigt haben, die auch mal gewickelt und gefüttert haben, ein Buch vorgelesen haben und Familienausflüge organisiert haben. Trotzdem ist auch hier der Hauptakteur meist die Frau.

Und heute habe ich manchmal das Gefühl, dass wir einfach dort stehen geblieben sind. Irgendwie werden die Väter ja schon beteiligt, aber niemals so gleichberechtigt wie die Mutter. Und das obwohl sie genau die gleichen Rechte und Pflichten für ihr Kind haben. Jeder erwartet, dass sie gefälligst den modernen Papa spielen sollen, ohne zu fragen, was dieser moderne Papa eigentlich ist. Denn wenn man genau darüber nachdenkt, ist es eine ziemlich undankbare Rolle.

Bei uns Frauen spricht jeder davon, wie schwer es ist Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Von Hausfrau, über Teilzeitarbeit bis hin zur Vollzeitmutti mit 50 Stunden Kitaplatz wird bei uns mehr oder weniger alles akzeptiert (richtig macht man es ja sowieso nie). Mit Elterngeldplus soll das natürlich auch den Vätern offen stehen. Aber wenn wir ehrlich sind, kann es sich kaum eine Familie länger als 2-3 Monate erlauben ohne Vollzeitgehalt auszukommen. Und spätestens beim Thema Stillen offenbart sich, dass es vermutlich vernünftiger ist, wenn die Frau die Kinderbetreuung übernimmt. Von den Vätern wird dann erwartet, dass sie trotz einer 40-Stunden-Woche plus Überstunden nach Hause kommen und den perfekten, modernen Vater spielen, der das Kind gern noch 2 Stunden betreut, füttert und dann ins Bett bringt. Im Alltag ist es aber oft so, dass ihnen die Routine mit dem Kind fehlt oder nach einem anstregenden Arbeitstag - verständlicherweise - auch die Geduld. Die Mutter springt ein und schon ist das alte Muster wieder vorprogrammiert.

Ich wage mal eine fiese Hypothese: die meisten Mütter wollen zwar, dass sich die Väter um den Nachwuchs kümmern, aber dann doch bitte so, wie sie es für richtig halten. Ich meine gar nicht die festen Zeiten, die sich im Alltag bewährt haben oder die Kleidung, die bereits rausgelegt wurde. Ich meine die Freiheit, die Väter haben sollten, so mit ihrem Kind umzugehen wie sie es für richtig halten - und nicht ihre Frau.
Meine Nachbarin - übrigens eine super nette moderne Familie mit Papa in der Elternzeit - fragte mich letztens, ob der Mr. Honkitonki auch mal alleine etwas mit der Little Miss macht. Und ja, ich gebe zu, es fällt mir manchmal schwer die beiden ziehen zu lassen, aber nicht, weil ich ihm nicht vertraue, sondern weil ich meine Zeit einfach sehr gern mit den beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben verbringen möchte. Trotzdem fand ich es von Anfang an wichtig, dass er genauso berechtigt ist wie ich und das bedeutet auch, mich nicht einzumischen und die beiden auch mal alleine zu lassen. In seiner Elternzeit im Mai hat er z.B. einen Ausflug mit der Little Miss zu seiner Familie gemacht, während ich in Ruhe die Bäder geputzt habe. Ich bin überzeugt davon, dass nur durch solche Dinge eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Kind entstehen kann. Meine Nachbarin gestand mir jedenfalls, dass ihr Mann noch nie länger als eine halbe Stunde mit dem Kind alleine war (- die Kleine ist nun 13 Monate...)

Und so höre ich immer wieder Kleinigkeiten, die mich ein bisschen erschrecken. Männer die keine Elternzeit nehmen weil »es ihnen eh nichts bringt«. Frauen, die dem Mann das weinende Kind aus dem Arm nehmen, um es selbst zu trösten. (P.S. Das macht übrigens meine Mutter, wenn die Little Miss auf dem Arm von meinem Papa etwas unruhig ist - nun weiß ich auch, warum ich als kleines Kind angeblich nie zu meinem Papa wollte...) Und zu guter Letzt, Ashton Kutcher hat es vor Kurzem auf den Punkt gebracht: Wickeltische ausschließlich auf den Damentoiletten! In einer Welt, in der wir so bemüht sind eine Gleichberechtigung zu schaffen, sollten wir auch den Vätern zugestehen, sich auf ihre Art und Weise mit ihrem Kind zu beschäftigen.

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