Prävention von sexuellem Missbrauch

Ich weiß nicht, ob ihr sie kennt, aber Katja von krachbumm schreibt über Elternschaft und Sex - auf die gute, ehrliche Weise und es ist immer wieder schön einen ihrer Artikel zu lesen, u.a. zur Aufklärung von (Klein-) Kindern oder zum Thema sexueller Missbrauch. Nachdem ich ihren Blog gefunden habe und eben auch die besagten Artikel gelesen habe, habe ich lange darüber nachgedacht.
Es ist wohl für niemanden das erste Mal, dass man mit diesem Thema konfrontiert wird. Trotzdem lohnt sich, nicht nur einmal darüber nachzudenken. Ich selbst hatte Glück kein Opfer zu sein, aber ich zähle mich dennoch zu den Betroffenen. Warum? Weil ich insofern betroffen war, dass ich zwei enge Freundinnen hatte, die das leider erleben mussten. Natürlich kann ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sie durchgemacht haben, aber ich konnte aus nächster Nähe miterleben, wie diese Erfahrung(en) sie in der Pubertät innerlich zerstört haben. Solche Erlebnisse bringen Kinder nicht nur aus dem inneren Gleichgewicht, sie hinterlassen buchstäblich eine völlig kaputte Seele, die sich nie wieder ganz davon erholt. Aus diesen gequälten Kindern werden Erwachsene mit furchtbaren emotionalen und seelischen Problemen, die man als Außenstehender nicht wirklich verstehen kann. Es ist wie ein innerer Krieg in ihren Köpfen und zusehen zu müssen, wie ein Freund so extrem von diesen Erinnerungen gequält wird, tut einem selbst ein bisschen weh. Aber vor allem macht es unglaublich zornig auf die Täter - Menschen, die Kindern gegenüber, diesen schutzbefohlenen, hilflosen Wesen, so grausam und gewalttätig sein können.

Dieses Wissen macht mich auf der anderen Seite aber auch hellwach, wenn es um die Little Miss geht. Nicht, dass ich jemanden verdächtigen würde, aber ich beobachte sehr genau, wer wie mit ihr umgeht. Die Täter kommen leider meist aus dem direkten Umfeld des Kindes, für mich ein Grund, darauf zu achten wann und mit wem sie alleine ist. Für mich fängt Prävention dabei an, dass sie nicht ständig von einem zum anderen gereicht wird. Sie ist keine Puppe, sondern ein Mensch. Und sie muss weder die Großeltern küssen, noch bei jeder Tante auf dem Schoß sitzen. Nun kann sie bald sprechen und sich wenigstens ein klein bisschen ausdrücken und ich werde darauf achten, dass ihr »Nein« auch ein »Nein« ist. Dass sie lernt, dass ihre Stimme Gewicht hat und sie gehört wird. Wenn sie nicht zu jemandem möchte, dann muss sie das nicht. Sie entscheidet, wer sie berühren darf.
Mr. Honkitonki und ich hatten kurz nach ihrer Geburt eine Diskussion darüber, wer sie wickeln darf. Und für mich ist ganz klar, dass das nur wir machen oder zumindest einer von uns dabei ist. Er findet das übertrieben und ja, mag sein, dass ich es übertreibe. Aber bei diesem Thema bin ich lieber zu vorsichtig, als zu blauäugig. Die Täter erkennt man schließlich nicht auf den ersten Blick und warum jemandem die Gelegenheit dazu bieten, wenn ich es doch vermeiden kann. Natürlich wird es Situationen geben, in denen sie von jemand anderem gewickelt wird. Aber ich sehe es als meine Pflicht an, ihr zu vermitteln, dass sie ihren Intimbereich nicht mutwillig jedem präsentieren »muss« und nicht jeder sie dort einfach so berühren darf.

Für Mr. Honkitonki und mich ist Nacktheit kein Thema und von Beginn an, ist die Little Miss morgens nach dem Aufstehen mindestens eine halbe Stunde nackig unter dem Wärmestrahler. In erster Linie tun wir das eigentlich für ihren Windelbereich, der dann mal ein wenig länger an die »frische Luft« kommt. Dort kann sie sich dann nackt bewegen, ihren Körper erforschen und ihre Nacktheit auch als etwas ganz Natürliches wahrnehmen. Während der Schwangerschaft habe ich in einem Forum von einer Mutter gelesen, die sich darüber beklagte, wie anstrengend das Baden mit ihrem Kind in der Badewanne sei, da sie sich ja dann immer erst einen Bikini anziehen müsse. Ich gestehe, dass mich das ziemlich verstört hat und ich erstmal ein paar Leute gefragt habe, ob ich denn komisch sei oder diese Frau. Weil es für mich überhaupt keine Frage ist, vor meinem Kind - das schließlich aus meinem Körper kommt und auch an meiner Brust trinkt, so etwas wie Scham zu entwickeln, wenn ich nackt bin. Natürlich gehe ich nackt mit ihr in die Badewanne und ja, manchmal kneift sie mir in die Brüste, weil sie die Brustwarzen ganz spannend findet. :D Aber mir ist es wichtig, dass sie sich nicht für das Nacktsein schämt, sondern ganz offen damit umgehen kann. Die Scham wird sie schließlich noch früh genug entwickeln.
Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig ihr beizubringen, dass Nacktheit zwar etwas ganz Natürliches ist und sie sich nicht schämen muss, aber dennoch nicht in allen Situationen mit anderen Menschen angebracht ist. Für sie mag eine Situation völlig harmlos sein, für einen Menschen mit gewissen Neigungen aber nicht. Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, wie ich auf Sachen wie z.B. nackt im Garten bei Freunden durch den Rasensprenger laufen reagieren werde. Ich denke, ich lasse das auf mich zukommen und entscheide dann nach Bauchgefühl. Dennoch habe ich mich jetzt dazu entschieden einige ihrer Bilder zu löschen und durch andere zu ersetzen. Für mich ist ihre Nacktheit ganz natürlich und ich mache daher auch Fotos von ihr, wenn sie eben nackt ist. Aber nachdem ich Katjas Blog gelesen habe, dachte ich, dass ich das zwar als natürlich empfinde, aber ich schließlich nicht weiß, wer hier alles den Blog liest. Warum präsentiere ich hier also völlig fremden Menschen mein (halb)nacktes Kind? Daher habe ich nun ein paar Fotos ausgewechselt, die zwar nicht unbedingt zu den tollsten Schnappschüssen aus dem jeweiligen Monat zählen, aber die Intimsphäre der Little Miss bewahren und mir daher ein besseres Bauchgefühle geben.

Es ist auch keine leichte Sache überhaupt Bilder von seinem Kind ins Internet zu stellen. Im ersten Lebenjahr finde ich das noch okay, danach muss ich darüber nachdenken, was ich noch von meinem Kind zeigen werde.

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